Kai Hufendiek ist Leiter des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart.
Ein Gespräch über die Wahrscheinlichkeit von Blackouts, über Sicherheitsvorkehrungen, Verzicht und darüber, warum unser Nachbar Frankreich schlechter dasteht als Deutschland. Mit seiner Einschätzung startet unsere neue Serie zum Thema.
Herr Hufendiek, einzelne Politiker und der Städtetag warnen vor einem Blackout. Ist das realistisch oder Panikmache?
Erst einmal muss man schauen: Was ist ein Blackout? Zunächst das englische Wort für einen Stromausfall. Stromausfälle kennen wir alle. Solche wird es immer geben, durch technische Defekte etwa. Da fällt lokal oder regional der Strom für ein paar Stunden aus, dann ist er wieder da. Das ist unangenehm, aber nicht tragisch. Mit Blackout wird aber häufig auch der Extremfall bezeichnet, bei dem flächendeckend das Stromnetz in ganz Europa zusammenbricht. Das ist dann nicht innerhalb von Stunden behoben, wird einige Tage brauchen und hat weitreichende Folgen. Innerhalb dieser Zeit läuft gar nichts, weil wir überall Strom mindestens für die Steuerung einsetzen: keine Heizung – auch nicht Gas oder Öl –, kein Telefon, auch kein Tanken, da die elektrische Pumpe nicht mehr funktioniert, und wenn es lange genug dauert, reichen vermutlich auch die Vorräte der Notstromversorgungen Stück für Stück nicht mehr. Es ist ein extrem schlimmes Szenario – aber glücklicherweise auch jetzt nicht sehr wahrscheinlich, weil es zahlreiche technische Vorkehrungen gibt, die das verhindern sollen, selbst wenn nicht genug Strom für alle verfügbar wäre.