DiTEnS - Diskursive Transformation von Energiesystemen

Projekt

Aufbau einer Stuttgart Research Inititiative (SRI) mit angeschlossenem Graduiertenkolleg und Durchführung eines initialen Projekts „VR basierte simulative Gestaltung eines gesellschaftlichen Dialogs zur Transformation urbaner Energiesysteme“

Projektförderung | Auftraggeber

Carl-Zeiss-Stiftung

Projektlaufzeit

01.04.2023 - 30.03.2029

Hintergrund

Während die Transformation des Stromversorgungssystems im Rahmen der Energiewende schon deutlich vorangeschritten und der weitere Weg klar vorgezeichnet ist, erweist sich die Transformation des Wärmesystems als wesentlich schwieriger. Dies ist u. a. darauf zurückzuführen, dass in diesem Teil des Energiesystems eine Vielzahl von Akteuren und Entscheidern zu einem koordinierten Vorgehen zusammenfinden müssen, um mehr als punktuelle Fortschritte zu erzielen: Hausbesitzer, Energieversorger, Netzbetreiber, Kommunen, Mieter, Nutzer, Handwerk, Bauwirtschaft, Heiztechnikhersteller. Einzelentscheidungen reichen hier nicht aus. Aufbauend auf Vorerfahrungen der Partner sollen durch geeignete diskursive Ansätze Lösungsoptionen (Energieeffizienz inkl. Gebäudesanierung mit ästhetischen Aspekten, Heizsystemwahl, Energieträger, Speicher auf allen Ebenen, Erfüllung regulatorischer Vorschriften, smarte Netzstrukturen) mit erheblichen Interdependenzen in der zeitlichen Reihenfolge und zwischen den Akteuren koordiniert werden. Darüber hinaus sind vielfache Wechselwirkungen zwischen dem Wärmesektor und anderen Bereichen des Energiesystems bei der Transformation zu berücksichtigen. Effektive Fortschritte erfordern daher einen erheblichen Koordinationsaufwand, den die Politik nun z. B. durch kommunale Wärmeplanungen zu lösen sucht. Auch wenn dieser Ansatz im Grundsatz sinnhaft erscheint, sind vielfältige Konflikte und Akzeptanzprobleme aufgrund der Heterogenität der Problemstellungen und der unzureichenden Integration der Vielfalt nicht kommunaler Entscheider absehbar. Eine Lösungsfindung ist nicht mehr ausschließlich techno-ökonomisch, sondern nur transdisziplinär unter Einbindung der Gesellschaft zu leisten. Simulative Methoden und Werkzeuge, die die komplexen und domänenübergreifenden Problemstellungen und Lösungsfindungen veranschaulichen, können einen erheblichen Beitrag leisten, um die zentral wichtigen Planungs- und Entscheidungsfindungsprozesse im gesellschaftlichen Dialog unter Einbeziehung aller betroffenen Akteure effektiv zu ermöglichen und zu unterstützen. Neben techno-ökonomisch-ökologischen Bewertungen stellen sie Koordinations- und Dialogformate für den Austausch und die Vernetzung zwischen einzelnen Akteursebenen bereit und veranschaulichen Auswirkungen im Hinblick auf die zwingend notwendige Nutzerakzeptanz.

Zielsetzung

Zur Entwicklung der Grundlagen der benötigten Instrumente und die Umsetzung derselben in die Anwendung soll ein neuer Forschungsverbund Stuttgart Research Initiative (SRI) Descursive Transformation of Energy Systems (SRI DiTEnS) gegründet werden, in dem ingenieurwissenschaftliche Methoden zur Analyse und Ermittlung von Transformationspfaden für die Dekarbonisierung des Energiesystems mit sozialwissenschaftlichen Methoden zur Einbindung verschiedener Stakeholder in die Prozesse der Meinungsbildung, Abstimmung und Entscheidungsfindung kombiniert werden. Die umfängliche Analyse der Dekarbonisierungsmöglichkeiten des Energiesystems auf lokaler Ebene wird datenbasiert mit Visualisierungstechniken verknüpft. Digitale Zwillinge von den zu analysierenden Case Studies ermöglichen einerseits eine visuelle Begehung der betrachteten Objekte mittels 3D-Techniken und andererseits eine multimodale Analyse spezifischer Maßnahmen auf Gebäude-, Quartiers- und Energiesystemebene sowie die Ermittlung der Zielgrößen für unterschiedliche Szenarien unter integrativer Berücksichtigung aller Energieträger und Anwendungen (Wärme-Strom-Mobilität) sowie entsprechender Infrastrukturen (z.B. Smart Grids). Auf dieser Basis und anhand geeigneter VR und AR-Visualisierungen kann ein zielgerichteter, faktenbasierter, anschaulicher und akzeptanzfördernder Dialog mit allen Akteuren geführt werden. Hiermit können geplante Veränderungen, wie z. B. die Installation von Solaranlagen, verschiedene Energieeffizienzmaßnahmen oder auch Schallemissionen bestimmter Technologien, „erfahrbar“ gemacht, ihre Rückwirkungen auf die Infrastruktur in der Gesamtheit bewertet und die Entscheidungen der einzelnen Akteure insbesondere im Hinblick auf die notwendige Koordination unterstützt werden. Der SRI DiTES soll dabei in einem ersten Forschungsvorhaben die entsprechende Werkzeugtoolbox und geeignete Beteiligungsformate aufbauen und anhand mehrerer Case Studies aus der Praxis testen. Als Case Study 1 soll dabei der Campus der Universität dienen, weil wichtige Vorarbeiten und vorhandene Strukturen (z.B. Green Office) hier einen schnellen Start erlauben. Der SRI DiTEnS soll aufbauend auf diesem Forschungsvorhaben während der Laufzeit durch die Einwerbung von weiteren kompetitiven Fördermittelprojekten über die initiale Laufzeit hinaus verstetigt werden.

Noch keine Ergebnisse veröffentlicht

Ihre Ansprechpartner

Dieses Bild zeigt Kai Hufendiek

Kai Hufendiek

Prof. Dr.-Ing.

Dekan der Fakultät, Institutsleiter
Professor für Energiewirtschaft und Energiesysteme

Zum Seitenanfang